Wenn’s dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis - oder:
Die TE-Anlage Altenstein wird verlängert
(5. Teil)
Von Andreas Jakob

Der Umzug
Wie wichtig tüchtige Gesellen sind wusste schon Herr Schiller, als er an seiner Glocke bastelte:

          (…)
          Frisch, Gesellen, seid zur Hand!
          Von der Stirne heiß
          Rinnen muß der Schweiß,
          Soll das Werk den Meister loben;
          Doch der Segen kommt von oben.

          Zum Werke, das wir ernst bereiten,
          Geziemt sich wohl ein ernstes Wort,
          Wenn gute Reden sie begleiten,
          Dann fließt die Arbeit munter fort.
          So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
          Was durch die schwache Kraft entspringt,
          Den schlechten Mann muß man verachten,
          Der nie bedacht, was er vollbringt.
          Das ist's ja, was den Menschen zieret,
          Und dazu ward ihm der Verstand,
          Daß er im innern Herzen spüret,
          Was er erschafft mit seiner Hand.
          (...)

Nun ja, ganz so dramatisch sollte sich der Umzug ja dann nicht gestalten. Neben Kumpel Martin fand sich eines Nachmittags auch Michael ein. “Vierter Mann” war dann noch ein Möbelroller, mit dem sich das Bähnchen auf den Weg zu seiner neuen Heimat machte.

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Ein zweites Untergestell, in der Höhe genau auf die andere Anlage abgestimmt, stand ja schon bereit und musste nur noch montiert werden. Auch wenn die Blicke noch etwas skeptisch sind, tatsächlich passt alles so wie geplant (ja, tatsächlich – aber nicht von mir sondern von Martin, er war ja für den Unterbau verantwortlich). Noch schauen die beiden Kumpel etwas skeptisch – wahrscheinlich haben sie Angst, dass sie mich die kommenden Monate gar nicht mehr sehen werden. Aber sie wissen nun ja, wo sie mich finden können.

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Die Erweiterung bzw. die Gesamtanlage kann sich kann sich wirklich sehen lassen. Nun stehen hier 7 Meter Trix-Express, 120 bzw. 140 cm breit. Die Bilder sprechen für sich.

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Nachdem sich die Themen der Anlagen ergänzen werden sind spannende Zugkombinationen und Abläufe denkbar. Der Reise- oder Urlauberzug, der die Preiserlein zum Urlaub nach Burge-Brach bringt, der Nahverkehrer, der die Landbevölkerung nach Altenstein fährt. In Altenstein befinden sich diverse Betriebe und Gleisanschlüsse, landwirtschaftliche Erzeugnisse bringt die Bahn zur BayWa nach Burge-Brach, vom dortigen Güterbahnhof kommen Rohwaren etc. nach Altenstein. Lange Ganzzüge fahren durch Altenstein durch nach Burge-Brach (und dem dortigen großen Schattenbahnhof), aber bis dahin gibt’s noch viel zu tun.

Gleisübergänge
Nun geht es daran, die beiden Gleisübergänge zwischen den Anlagen anzupassen. Dazu musste auf dem alten Anlagenteil erst einmal ein Berg weichen – mit etwas Wehmut, er war seinerzeit das erste Detail beim Bau der Anlage.
Natürlich erfolgte der Abbruch in typischer Jakob-Manier: schweres Gerät wurde mit einem Arbeitszug herangebracht, fleißige Preiserlein griffen zu den Motorsägen und legten den Kiefernwald um. Nach dem Abräumen der Stämme wurde eine ordentliche Portion C4 im Berg versenkt und dann erschütterte ein gewaltiges Grollen den Berg.

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Dann ging’s ernst weiter. In die vorhandene Strecke wurde eine Weiche integriert – schönes Gefummel wenn die benachbarten Gleise eingeschottert sind. Ganz so gerade wie gedacht ist der Streckenverlauf leider nicht, ich konnte beim Bau des Anbaus den Verlauf ja nur abschätzen. Ich hoffe, der kleine Knick macht beim Fahren keine Probleme. Beide Weichen werden mit einem Schalter betätigt, das sollte den Betrieb vereinfachen. Die Anlagenteile werden mit getrennten Stromkreisen betrieben, die Trennung ist hier am Übergang.

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Zeit für die erste Probefahrt. In Altenstein macht sich der erste Güterzug auf den Weg, passiert das BW und verschwindet im Tunnel, taucht kurz auf und durchfährt dann problemlos den neu geschaffenen Streckenabschnitt. Große Freude bei der Ankunft im neuen Bahnhof – der wohl bald Burge-Brach heißen wird.

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Für den oberen Übergang wurde der Berg wieder aufgebaut, bewährt dabei die Konstruktion aus Holzspanten und Fliegengitter.

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Auch hier funktioniert der Zugverkehr inzwischen – damit ist die „Verlobung“ der Anlage abgeschlossen. Weiter geht es mit dem Geländebau am Übergang zur alten Anlage.

Geländebau
Wie immer zuerst der Plan. Ein schöner Weinberg mit dem Spar-Markt, dem Weingut, einer Straße und ganz vielen Ideen: Pension, Kapelle, Neubausiedlung und vieles mehr.

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Bei den Stellproben entscheide ich mich dann aber doch eher für eine großzügige Landschaftsgestaltung. Mit dem Planen ist es bei mir ja so eine Sache, sicherlich hätte man auch den Berg planen können – im Facebook wurde ich sogar auf passende Software aufmerksam gemacht, ich probiere lieber aus. Was das hier heißt: Am Ende waren es fast 40 Spanten, Brettchen, Leisten die einzeln angepasst, zugesägt, nachgearbeitet wurden. Immer wieder mit Fahrproben mit einem extra langen Wagen.

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Nicht ganz einfach auch immer wieder der Blick auf die alte Anlage, der Übergang der Landschaft muss ja auch passen, insbesondere am kleinen Feldweg. Um nicht ganz blöde zu werden habe ich dazwischen den Burgberg gestaltet. Gips und die schon beschriebenen Gipsfelsen bringen ihn in Form. Auch bei diesem Bauabschnitt wurden die Spanten mit Fliegengitter überspannt, das mit dem (Hand-) Tacker befestigt wurde.

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Farbliche Gestaltung erfolgt mit Abtönfarbe aus dem Baumarkt. Die Straße mit dem entsprechenden Farbton von Heki. Die Farbe hilft zum einen meiner Vorstellungskraft, zum anderen aber auch als Untergrund fürs Beflocken – muss nicht sein, dass der weiße Gips durchs Gras scheint. Unterhalb des Bahnhofs Zindelstein gibt es eine Luke. Dort kann man prima Gummibärchen verstecken, aber noch besser eignet sie sich, um an dem Weichenantrieb zu stellen.

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„Gib‘s doch nicht – Gips doch“ … In den Modellbauzeitschriften finden sich zahllose Alternativen zu der weißen Sauerei. Aber ich mag die Sauerei einfach. Das Zeug ist billig und ich kann damit gut arbeiten. Früher habe ich mit Gipsbrei gepanscht, inzwischen greife ich zu Gipsbinden. Die gibt es günstig im Internet (z. B. im Castshop, ca 1,50 € je Binde). Ich nehme die 10 cm breiten, schneide sie in ca. 8 cm breite Streifen. Kurz in handwarmes Wasser getaucht, etwas abtropfen lassen und dann auf das Fliegengitter kleben. An den Kanten lege ich die Streifen doppelt, dann drei Lagen auf die Flächen, immer wieder überlappend. 10 Binden mit je 2,7  Länge reichen so etwa für einen Quadratmeter. Hätte ich das früher ausgerechnet wäre mir das Material nicht ausgegangen - so musste ich erst Nachschub bestellen. Um die schon schön eingeschotterten Gleise zu schonen empfiehlt es sich, den Altpapiercontainer zu plündern.

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Mit Fugenspachtel lassen sich kleinere Flächen, Wege etc. leicht modellieren. Er bindet deutlich langsamer ab als Gips, lässt sich aber nach dem Aushärten genauso gut mit einer Spachtel etc. bearbeiten. Besonderes Highlight soll die zweigleisige Einfahrt in den Schattenbahnhoftunnel werden – gemäß einer Vorlage von der „Schiefen Ebene“. Auch hier kommen wieder Gipsfelsen zum Einsatz, mit Heißkleber befestigt und Fugenspachtel eingearbeitet.

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Blühende Landschaften
... wurden uns einst versprochen, Anfang November ist genau die richtige Zeit, um dies maßstäblich in Angriff zu nehmen. Bei der Größe der zu begrünenden Fläche bedarf es schon eines Sonderzugs mit Material, insbesondere mit viel Düngemittel.

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Na ja, so ganz die richtigen Materialien sind da noch nicht dabei. Als erstes wollte ich am Burgberg gestalterisch tätig werden. Die Felsen wurden zuerst grau grundiert (Abtönfarbe, verdünnt), dann mit stark verdünnter schwarzer Farbe „glasiert“ – dabei wird die Farbe vor dem Trocknen wieder abgetupft, sie verbliebt nur in den Vertiefungen. Mit etwas Übung eine ganz simple Methode. Der fertige Berg gefällt mir schon ganz gut. Der angrenzende Fichtenwald passt noch nicht. Fichte geht gar nicht, die wächst da nicht, da muss Kiefer hin – wir erinnern uns, am angrenzenden Anlagenteil war an dieser Stelle ja ein Fichtenwäldchen.

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Zwischenzeitlich sind auch der Sparmarkt und das Weingut an Ort und Stelle. Die Grundplatten der Modelle sind ebenfalls mit Fugenspachtel an die Landschaft angepasst worden. Der Supermarkt wurde auch schon mit stark verdünnter Farbe vorsichtig gealtert.

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