Wenn’s dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis - oder: Die TE-Anlage Altenstein wird verlängert (1. Teil) Von Andreas Jakob
Schön ist sie schon, meine Nebenbahn-Idylle Altenstein. Bahnhof, Betriebswerk, romantische Landschaft, kleiner Schattenbahnhof – upps, da war es, das Wort „klein“! Nein, klein ist sie nicht, 3,20 m lang und 1,20 m breit, aber die Sammlung meiner großen Loks und Züge wächst stetig. Börsen, Umbaukünstler und natürlich Ebay haben Schuld. Ja, alle 6 Wochen kann man die Garnituren beim NERFÜ-Stammtisch fahren lassen, aber...!
DIE IDEE Ich baue eine Verlängerung der alten Anlage, Thema Hauptbahn mit entsprechendem Bahnhof und Schattenbahnhof für lange Züge, mit möglichst vielen Gleisen. Thema: Urlaubsregion für Preiserlein mit Burg, Wanderwegen, Freizeitmöglichkeiten – „Urlaubs- und Reisezüge bringen die kleinen Plastikfreunde zum Chillen in die Natur“. Wenig Rangiermöglichkeiten oder Anschlussgleise (sind ja bei Altenstein), kein BW (Altenstein). Nutzlänge der Bahnsteige ca. 170 cm.
PLANUNG Wer mich kennt weiß, dass ich in der Regel keinen Plan habe (Fachleute bezeichnen das als „intuitives Handeln“ und finden es gut) - kommen wir also gleich zum nächsten Punkt.
VORBEREITUNG Um Platz für den Anbau zu schaffen muss im Modellbauraum aufgeräumt, ausgemistet, eine Heizung abgebaut und mancher Schrank verstellt werden - macht das einem Modellbauer Spaß? NEIN, mir auch nicht, also weiter zum nächsten Punkt.
GLEISPLAN Wie auch bei Altenstein hatte ich viele verschiedene Vorlagen, an denen ich immer wieder experimentiert habe. Entweder viel zu kompliziert (vier Ebenen), zu simpel oder nicht mit der alten Anlage kompatibel. Auf der Messe Sinsheim habe ich dann das Heft „Eisenbahn Journal 02/2013 - Kindheitstraum auf kleinem Raum“ entdeckt. DER Gleisplan passt! Zwei Ebenen, großer Schattenbahnhof, zweigleisige Paradestrecke, lange Bahnhofsgleise, Anschlussmöglichkeit nach Altenstein, einfacher Aufbau – DER isses!!!

RAHMENBAU 1 Nachdem im Modellbauzimmer zur Zeit ja noch kein Platz ist, bin ich in meine (offene) Halle ausgewichen, trocken, gut beleuchtet und Frischluft-geheizt (egal, gibt ja Tee). Wie auch bei Altenstein entsteht der Rahmen aus 80 x 18 mm Kiefernbrettern - kein Geheimnis, kennt inzwischen jeder. Ist schnell aufgebaut und - wenn man Freund Martin hat, der einem Nachschub aus der großen Stadt mitbringt, weil man sich verrechnet hat - völlig ohne Probleme.

Das Maß, passend zum vorhandenen Platz (dazu aber gleich mehr): 350 x 120 cm. Als Platten verwende ich MDF, Stärke 10 mm. Günstig, lässt sich prima verarbeiten.
SCHATTENBAHNHOF 1 Ja, ich habe keinen Plan! Ich weiß nur was ich will (viele lange Abstellgleise) und hab ja die Anregung aus dem Heft. Also kann’s losgehen. Martin (KEIN Modellbauer) kommt auf ein Bier vorbei (musste man in diesem Hobbyraum zum damaligen Zeitpunkt nicht mal kalt stellen), bekommt die Handhabung von TE-Gleisen erklärt und los gehts. Nach einigen Stunden waren wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden, neun lange Gleise, Zugriff vom Rand, alles gut.

SCHATTENBAHNHOF 2 Über Nacht erfolgte dann die Ernüchterung, und am nächsten Morgen war klar: der Gleisplan ist unlogisch, die Steuerung von außen schwierig, die Weichenstellungen verzwickt! Toll, wenn es Freunde bei NERFÜ gibt. Peter Tümmel machte eine Nachtschicht, und schon hatte ich einen Plan (ja, Sie haben richtig gelesen: ICH - PLAN!!!). Also alles wieder auf Null, alles zerlegen und wieder von vorne! Martin hatte leider plötzlich keine Zeit mehr. Entstanden sind nun zehn Abstellgleise mit einer Nutzlänge von im Schnitt 200 cm.




RAHMENBAU 2 Tja, beim zweiten Blick fällt auf, die Anlage ist zu klein! Macht ja nichts, wenn man keinen Plan hat, hat dieser auch keine Fehler die man beheben muss, man kann sich gleich um Lösungen kümmern und die Anlage mal eben um 20 cm verbreitern. Also ab zum Baumarkt, Knochen für Hund und Holz für Anbau geholt und dann auch schon mal die Löcher für die Durchgriffe geschnitten.


SCHATTENBAHNHOFSTEUERUNG 1 Von Peter Tümmel kam die Idee, eine elektronische Schattenbahnhofsteuerung einzubauen. Schnell bestellt - leider dauerte die Lieferung Wochen! Der eine Modellbauer nutzt die Zeit, um endlich aufzuräumen, ich machte mir Gedanken zur Ebene 2.
PLANUNG DER 2. EBENE Die Gleise anhand des Vorschlags gelegt und dann in der Kiste mit den alten Häusermodellen gewühlt. Bahnhof „Steinbach“ von Faller, eine Post, Neubauhäuschen, Baustelle - alles liebgewonnene Schätze, aber irgendwie passen sie nicht zum Thema. In einem anderen Eisenbahnheftchen finden sich die passenden Ideen. Samstags um 12:00 Uhr Anruf beim entfernten Fachhändler: „Wie lange haben Sie heute offen?“ 45 Minuten reichen, um einen Laden leer zu räumen und einen Verkäufer zum Berufswechsel zu treiben.

Zu Hause ging’s dann gleich an den Bahnhofsbau. Ich wusste gar nicht mehr, wie fummelig diese Bastelei ist.

Ärgerlich: Aus gut unterrichteten Kreisen ist zu vernehmen, dass es Vollmer bald nicht mehr gibt, die Häuschen von Faller sind maßstäblich sehr groß, das Sortiment anderer Anbieter recht flach. Die Auswahl wird immer schwerer - und Fallerhäuschen neben Vollmer passt irgendwie nicht so recht.
SCHATTENBAHNHOFSTEUERUNG 2 Nach Wochen waren nun endlich die beiden Steuerungen und neun Weichenantriebe angekommen, allerdings brauchten Peter und ich tatsächlich fast zwei Tage, um alles zu verlegen und fehlerfrei in Betrieb zu nehmen.


Nun können die Züge manuell einzeln oder aber auch automatisch aus dem Schattenbahnhof abgerufen werden.

AUFBAU EBENE 2 Einen ganz neuen Weg bin ich beim Übergang zur Ebene 2 gegangen. Statt einzelner Stützen wie bei „Altenstein“ habe ich mich für eine Art Sparrenbau entschieden. Nachdem Ebene 2 eigentlich auch wieder eine Platte ist, erscheint mir das sehr einfach und stabil.


Im Hintergrund ist das Relief von Altenstein zu sehen, hier findet der Übergang zur alten Anlage statt – na ja, so der „Plan“. Bevor ich die Platten befestigt habe, fand natürlich ein Testlauf mit langen Wagen statt - endlich mal „spielen“, Vorfreude!

GLEISBAU EBENE 2 Für diese Ebene hatte ich ja zum einen die Vorlage, zum anderen bereits die Gleise probeweise gelegt. Der Bahnhof hat zwei Bahnsteiggleise, ein Durchfahrtgleis, ein Gütergleis mit Schuppen, ein Abstellgleis (mit Freiladerampe) und als Anschluss einen Landhandel (Faller, riesig). Von der alten Anlage führt eine eingleisige Strecke (an der Burg vorbei) zur Hauptstrecke. Die Gleise werden auf Korkbettung (aus 40 x 40 x 0,4 cm Bodenplatten geschnitten) verlegt, die Weichenantriebe (Conrad) unterflur eingebaut, dazu bereits unter den Weichen grau gestrichen, das erleichtert später das Schottern an diesen sensiblen Stellen. Gleistrennungen bei abschaltbaren Gleisen beachten. Nachdem ich keinen Plan habe (!) ist das ein schönes Puzzlespiel.


Irgendwann habe ich dann doch die „Proxxon“ genommen und mir passende Gleislängen selbst hergestellt, getreu dem Motto: „Was nicht passt wird passend gemacht“.
WEICHENANTRIEBE Gute Erfahrungen habe ich bei Altenstein mit den Conrad Unterflurantrieben gemacht. Den Einbau habe ich mir etwas erleichtert, indem ich (mal wieder) alles zerlegt habe und so die Platten anheben konnte.

Tja, soweit bin ich nun gekommen. Nächstes Ziel: letzte Gleise (Tunnel) verlegen, abschaltbare Gleise anschließen und Gleise anschließen. Und dann könnten die ersten Züge fahren …
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