Ein Sommerausflug nach Altenstein.

Schon früh hat uns der kleine Zug nach Altenstein gebracht. Hier wollten wir schon immer einmal hin. Zum einen weil Altenstein ein sehr schöner Marktflecken sein soll, zum anderen, weil es hier viel zu sehen und zu erleben gibt. Hmmm, kaum dem alten Wagen entstiegen, haben wir uns erst einmal am Bahnsteig ein Eis gegönnt. Durch den alten Bahnhof (den sollten sie mal renovieren, vor allem die Toilette) haben wir die Bahnhofstraße betreten. Was für ein Geruch schlägt uns entgegen! Herrlich!!! Gegenüber beim Edeka ist ein Hähnchenstand!

Altenstein_01Altenstein_02Altenstein_03Altenstein_04

Aber wir wollen ja erst einmal ein bisschen bummeln – und unser Gepäck abgeben. Vorbei am Expressgüterbahnhof machen wir uns nach links auf den Weg, lassen unseren Koffer im Gasthof (für den Biergarten ist es uns noch zu früh). Wir passieren das kleine Stellwerk, gehen über die Gleise der Bahnhofseinfahrt Richtung Güterschuppen. Wow, ein großer Bockkran! Offensichtlich gibt’s hier viel zu tun. Ach so – hier ist auch ein kleiner Handel für Baumaterial, deswegen vielleicht der Kran.

Altenstein_05Altenstein_06Altenstein_07Altenstein_08

Neugierig spitzen wir über den Zaun einer Apfelplantage, hier ist die Ernte in vollem Gange, viele schöne rotbackige Früchte sind schon gepflückt, werden gewogen und von den Körben in Steigen verpackt. Wir stapfen noch ein Stück den Berg hinauf, anscheinend gibt’s hier aber nichts zu entdecken und so kehren wir wieder um und marschieren ins Städtchen zurück.

Altenstein_09Altenstein_10

Ein großes Plakat an der Tankstelle erweckt unsere Aufmerksamkeit – die werden doch nicht …? Doch, tatsächlich, hier in Altenstein ist es schon zu haben, das neue Golf Cabrio! Wir spitzen durch die Schaufensterscheibe, wir wollen den Verkäufer nicht stören, er zeigt zwei hübschen Mädels gerade das Traumauto – ja, zu denen passt das „Erdbeerkörbchen“ Bevor wir Richtung Badesee wandern, wollen wir uns doch noch stärken. Statt Grillhähnchen entscheiden wir uns doch für diese neumodische türkische Spezialität. Neben dem Bahnhof gibt es „Döner“ – vor allem die Dorfjugend mit ihren bunten Rollern hat den Imbiss zu ihrem Treffpunkt gewählt.

Altenstein_11Altenstein_12Altenstein_13Altenstein_14

Frisch gestärkt machen wir uns auf den Weg talwärts. Man merkt die Ferienzeit. In jedem Bauernhof wird fleißig gearbeitet. Beim ersten Bauern wird Holz gehackt, nebenan stehen Pferde auf der Weide. „Schrotti“, erfahren wir später beim Dorfwirt, nennen die Einheimischen den nächsten Bauern. Hier ist noch eine Schmiede in Betrieb, aber der Landwirt sammelt wohl alles, was er finden kann. Meist sammelt er mit seinem alten Benz den Schrott bei seinen Nachbarn ein, sein Schuppen ist auf jeden Fall voll davon. Gemütlich sitzen die Altbauern auf der Bank vor dem Haus. Die Kinder sind mit dem Bollerwagen unterwegs. Im Garten wächst das Gemüse, die Hühner scharren im Mist – typisches Landleben. Auch beim Nachbarbauern wird im Garten gearbeitet, die Kinder füttern die Stallhasen, wohlig suhlt sich die Mamasau mit ihrem Nachwuchs.

Altenstein_15Altenstein_16Altenstein_17Altenstein_18Altenstein_19Altenstein_20Altenstein_21Altenstein_22Altenstein_23Altenstein_24Altenstein_25Altenstein_26

Am Bahnübergang müssen wir kurz warten, ein Holzzug passiert die Strecke. Wir wenden uns nach rechts, vorbei am großen Sägewerk, einem der wichtigsten Arbeitgeber in Altenstein geht’s Richtung Badesee. Er liegt unterhalb der wunderschönen Villa an einer Mühle. Welch ein Traum! Der Weg hat sich rentiert! Ein herrliches Fleckchen Natur! Glasklares Wasser, ein schöner Strand. Wir baden, sonnen uns und beobachten die anderen Urlauber, hier wird gezeltet, gegrillt, geangelt. Und wir bedauern den Müller, der leider viel zu tun und wohl keine Zeit zum Baden hat.

Altenstein_27Altenstein_28Altenstein_29Altenstein_30Altenstein_31Altenstein_32Altenstein_33Altenstein_34

Nach einem entspannenden Badenachmittag fahren wir später mit dem Postbus zum Bahnhof zurück. Den Tag lassen wir gemütlich bei Brotzeit im Biergarten ausklingen.

Altenstein_35Altenstein_36

Ohne Frühstück ziehen wir am nächsten Morgen los. In Lula’s Cafe am Marktplatz decken wir uns mit etwas Gebäck ein und erwischen gerade noch den Zug nach Bergstein. Zug? Naja, „Zug“ ist übertrieben, wir fahren mit dem Schienenbus.

Altenstein_37Altenstein_38

Nach der großen Brücke zweigt die Strecke ab, führt steil bergauf. Nach kurzer Fahrt – sogar durch einen Tunnel - erreichen wir unser heutiges Ziel. Wir wollen wandern gehen in den Bergen rund um Altenstein. Tapfer marschieren wir los, doch schon nach wenigen hundert Metern werden wir auf ein Motorengeräusch aufmerksam – nanu? Was ist das? Ein Flugplatz? Vorsichtig gehen wir durch das Tor und staunen nicht schlecht. Auf dem Platz steht eine alte Propellermaschine mit laufendem Motor. Wir kommen mit einem der Piloten ins Gespräch. Hier am Platz ist ein Fliegerverein, der sich um die Restaurierung von alten Weltkriegsmaschinen spezialisiert hat. Wandern können wir immer noch – wir bewundern erst einmal den Betrieb. Und nachdem es am Platz einen kleinen Imbiss ist – auch hier gibt es dieses leckere Bier – entschließen wir uns, den Tag hier zu verbringen.

Altenstein_39Altenstein_40Altenstein_41Altenstein_42Altenstein_43Altenstein_44

Irgendwann kommt Werner auf uns zu. Werner ist der Pilot von dem blauen Hochdecker der im Hangar steht. Und tatsächlich – er fragt, ob wir Lust zu einem Rundflug haben! Na das ist doch eine Alternative zur Wanderung! Wir fliegen über die Höhenzüge um Altenstein, die Brauerei, den Badesee, die Wälder und kehren zum Flugplatz zurück. Klar, dass wir Werner nach dem Flug zum Bierchen einladen.

Altenstein_45Altenstein_46Altenstein_47Altenstein_48Altenstein_49Altenstein_50

Und dann wird’s doch noch hektisch, denn beinahe hätten wir den letzten Zug zurück nach Altenstein verpasst. Ein Glaskasterl mit nur einem Personenwagen und einem offenen Güterwagen bring uns zurück. Bei dem schönen Wetter verbringen wir den Abend natürlich wieder im Garten des Gasthofs.

Altenstein_51Altenstein_52

Leider schon unser letzter Tag in Altenstein. Der Wirt hat uns den Tipp gegeben, noch im Betriebswerk des Bahnhofs vorbei zu gehen. Also lassen wir den Bahnhof rechts liegen, vorbei an der Gärtnerei (toll, was da alles blüht – und die Preise!!!), geht’s zum BW. Kein Tor, keine Schranke, hier kann man der großen Bahn noch richtig zusehen. Wir sind eigentlich erstaunt, dass Altenstein ein so großes BW hat. Einer der Jungs erzählt uns, dass es erst vor kurzem entstanden ist. Durch den Ausbau der Strecke wurde die Erweiterung notwendig. Immer mehr und größere Züge machte den 6-ständigen Schuppen und die Drehscheibe notwendig – die Altensteiner sind glücklich, durch die Bahn entstehen immer mehr Arbeitsplätze. Wir schauen noch zu, wie eine große 50er einsatzbereit gemacht wird, sie soll einen schweren Güterzug mit Holz ins Tal bringen, dann gehen wir zum Bahnhof.

Altenstein_53Altenstein_54Altenstein_55Altenstein_56Altenstein_57Altenstein_58Altenstein_59Altenstein_60Altenstein_61Altenstein_62

Noch während wir auf unseren Zug warten staunen wir nicht schlecht, tatsächlich, das ist der „Kanzlerzug“, der auf Gleis 2 einfährt – erkannt hätten wir es nicht, die drei Personenwagen schauen eigentlich aus wie alle anderen, aber wenn es der Bahnhofsvorsteher sagt, wird es schon stimmen.

Altenstein_63Altenstein_64

Und plötzlich wird es am Bahnhof hektisch, Sirenen, Polizei, Befehle und Geschrei. Eine kleine Motorradeskorde taucht auf, dahinter eine schwarze Limousine mit Standarte und noch ein dicker Schlitten. Presse ist auch da (die vom bayrischen Fernsehen). Und tatsächlich, aus der Limousine steigt unser Kanzler aus, begleitet nur von ein paar Polizisten. Fotoapparate klicken, die Altensteiner Blaskappelle spielt ein Ständchen, kurzes Interview und schon ist er in seinem Zug verschwunden – das nenne ich Volksnähe. Vom sichtlich stolzen Bahnhofsvorsteher erfahren wir, dass wegen eines Gleisschadens der Kanzlerzug umgeleitet werden musste und Herr Adenauer kurzfristig bei seiner Wahlkampfreise Halt in Altenstein machen musste.

Altenstein_65Altenstein_66Altenstein_67Altenstein_68Altenstein_69Altenstein_70

Ein paar Minuten später schnauft unser Zug auf Gleis 1 ein, wir steigen ein, suchen uns einen Platz und freuen uns auf die Heimfahrt.

Altenstein_71Altenstein_72

Schön war’s in Altenstein!

zurück